In vielen Tech-Unternehmen gibt es oft Gespräche über sogenannte „verfluchte“ Teams – Teams, bei denen nichts zu funktionieren scheint: Fristen werden nicht eingehalten, Teammitglieder geraten in Konflikte, und bevor man es merkt, kündigen Mitarbeitende oder melden sich krank. Führungskräfte neigen dazu, anzunehmen, dass das Problem bei den Menschen liegt. „Ersetzen wir sie“, denken sie. Aber was passiert, wenn neue Mitarbeitende ins Team kommen und sich dieselben Probleme wiederholen? Die Antwort, die viele CTOs und Führungskräfte langsam erkennen: Es sind nicht die Menschen, es ist das System.
Wenn Teams anfangen zu scheitern, ist es typisch, dass die Führungsebene auf einzelne Personen zeigt und denkt, das Problem liege bei ihnen. CEOs und CTOs fragen ihre technischen Führungskräfte oft: „Welches Teammitglied sollen wir feuern?“ Obwohl es in manchen Fällen hilft, toxische Individuen zu entfernen, wird das Kernproblem selten durch den Austausch von Menschen gelöst. Neue Mitglieder kommen, alte gehen, und dennoch bleibt die Dysfunktion bestehen. Die Realität? Es ist das System, das verflucht ist – nicht die Menschen.
Dysfunktionale Teams leiden oft unter systemischen Problemen, nicht unter individuellen Schwächen. Teams spiegeln das Umfeld wider, in dem sie arbeiten – ihre Arbeitsabläufe, Managementstrukturen und die Unternehmenskultur. Wenn Fristen verpasst werden, Burnouts häufig sind und Konflikte zunehmen, liegen die Ursachen meist tiefer. Doch viele Unternehmen erkennen dies nur langsam. Die Führung glaubt weiterhin, dass Menschen austauschbar sind und durch ihren Austausch alle Probleme gelöst werden können. Aber Menschen in einem kaputten System zu ersetzen, ist wie die Reifen eines Autos mit einem kaputten Motor auszutauschen – es löst nicht die Ursache des Problems.
Die gute Nachricht: Es ist möglich, selbst die „verfluchtesten“ Teams wiederzubeleben. Es erfordert einen systematischen Ansatz. Viele Unternehmen haben begonnen, das Problem zu lösen, indem sie ihre Methoden zur Messung von Produktivität und Teamgesundheit überdenken. Ein häufiger Fehler besteht darin, die falschen Kennzahlen zu messen – zum Beispiel die Anzahl der Codezeilen oder die Geschwindigkeit. Diese Metriken erzählen jedoch nicht die ganze Geschichte.
59 % der Unternehmen messen die Produktivität ihrer Teams überhaupt nicht. Von denjenigen, die dies tun, verstehen viele nicht, was die Zahlen wirklich bedeuten oder wie man darauf basierend Verbesserungen erzielt. Es ist entscheidend, die richtigen Dinge zu messen – Teamzufriedenheit, Problemlösungseffizienz oder wie Entscheidungen getroffen werden.
Um systemische Probleme zu lösen, ist es wichtig, die richtigen Dinge zu messen und diese Daten im weiteren Kontext zu verstehen. Teams brauchen ein umfassendes Bewusstsein dafür, was schief läuft, unterstützt durch Daten, die über einfache Output-Maßnahmen hinausgehen.
Ein weiterer Fehler, den Unternehmen machen, besteht darin, zu glauben, dass Technologie wie KI ihre Probleme lösen kann. KI kann repetitive Aufgaben automatisieren, aber sie kann keine toxischen Arbeitsumgebungen oder schlechte Kommunikation verbessern.
Ein entscheidender Hinweis ist, dass die besten Teams ihre Arbeit zwischen dem Entwickeln neuer Features und dem Verbessern bestehender Systeme ausbalancieren. Ein Team, das 90 % seiner Zeit nur neue Funktionen erstellt, opfert oft langfristige Nachhaltigkeit zugunsten kurzfristiger Gewinne.
Einer der einfachsten, aber wirkungsvollsten Indikatoren zur Bewertung der Teamgesundheit ist die Zufriedenheit der Entwickler. Wenn Entwickler das Gefühl haben, dass Entscheidungen in ihrem Team leicht getroffen werden können und die Zusammenarbeit funktioniert, deutet dies auf ein gesundes Team hin. Wenn nicht, gibt es möglicherweise versteckte Probleme.
Der Mythos, dass „verfluchte“ Teams durch das Ersetzen von Menschen repariert werden können, ist eine der größten Fehleinschätzungen in der Tech-Branche. Dysfunktionale Teams sind fast immer das Ergebnis eines kaputten Systems, schlechter Kommunikation oder Führungsprobleme. Statt die Schuld auf Einzelne zu schieben, sollten Unternehmen die Systeme verbessern, in denen sie arbeiten.